Mittwoch, 31. Oktober 2007

Global Village an Halloween


Vor zehn Jahren war ich Ende Oktober in Niederösterreich unterwegs. Als Westösterreicherin, ich lebte damals in Salzburg, hatte ich keine Ahnung dass der US-amerikanische Brauch, am 31. Oktober gruselig verkleidet nachts durch die Straßen zu streifen, in Österreich Fuß gefasst hatte. Gruppen von kleineren und größeren Kindern zogen von Haus zu Haus um Süßigkeiten zu einzufordern. Wer ihnen nichts geben wollte wurde mit Streichen bestraft. Seltsam, ich dachte immer das wär einst ein keltischer Brauch, den die Iren nach Amerika brachten. So war es doch immer. Wir Europäer waren es doch eigentlich immer, die den Glauben und seine Bräuche in die Welt hinaus gebracht haben. Ich dachte damals, das wäre nur ein von den Medien geschürtes Spektakel, dass sich bald geben würde. Man könne doch nicht in einem tradierten Land, dessen festlicher Jahreskreis auf dem Christentum basiert, einfach Bräuche aus der Fast-Food-Nation Amerika einführen. Nie und nimmer, dachte ich. In zehn Jahren gibt es sicher wieder eine andere Modeerscheinung. Vielleicht veranstalten wir dann im Hanapi-Stadium Pow-Wows? Nun, ich hab mich eines Besseren belehren lassen müssen - Halloween hat seine Jünger und seine Industrie längst gefunden: Der Konditor um's Eck bietet mit Marzipan-Skeletten verzierte orange-schwarze Torten an, die Frauenzeitschriften drucken Extraausgaben für Kürbisrezepte, Beate Uhse wirbt speziell im Oktober mit gruseligen Sex-Toys, und mein Briefträger hat mich heut früh als Hexer verkleidet zu Tode erschreckt.
(Foto: Wikipedia/Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5)

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