Montag, 24. Dezember 2007
Bay Watch der ganz besonderen Art
Ein Novembermorgen im Addo Elephant Park im Süden Südafrikas. Nach ein paar Runden durch das Gelände entschließen wir uns gegen neun Uhr einen Platz zu suchen an dem wir uns länger aufhalten möchten zur Tierbeobachtung. Wir entscheiden uns für eines der großen Water Holes, nahe dem Main Camp. Dort legen wir uns bewaffnet mit unseren zwei Spiegelreflexkameras samt Teleobjektiven und Fernglas auf die Lauer. Selbstverständlich im Auto. Aussteigen darf man ja nicht. Wär wohl auch zu gefährlich. Also sitzen wir mit geöffneten Fenstern, genug Trinkwasser und dem Bewusstsein fortan ein paar Stunden nicht auf die Toilette zu können, wacker im Wagen und warten. Erwähnenswert ist noch dass unser Leihwagen schwarz ist, und die Außentemperatur mittlerweile 37 Grad beträgt. Aber was tut man nicht alles für ein paar tolle Erlebnisse und vor allem Spitzenfotos. Lange müssen wir nicht warten, die Hitze arbeitet für uns. Von allen Seiten kommen nach und nach immer mehr Tiere zum Wasserloch. Anfangs drei junge Elefantenbullen, die nach dem Stillen ihres Dursts wieder weiter ziehen. Dann hier ein Warzenschein, dort ein Warzenschwein. Die tauchen immer ganz plötzlich, meist hinter dem Auto auf und schleichen vorbei. Kommt ein Elefant zu nahe, ergreifen sie mit hocherhobenem Schwanz rasch die Flucht ins Dickicht. Ganz hinten huscht ein kleiner Schakal hinter einer Gruppe Elefantenkühe samt Kalb vorbei um schnell ein paar Schluck des kühlenden Nass zu erwischen, bevor es zu dicht wird am Wasserloch. Und tatsächlich kommen nun immer mehr kleinere Elefantenherden, immer getrennt in Bullen und Kühe mit Jungen, zum Loch. Die kleineren stürmen regelrecht ans Wasser, während die älteren bedächtig versuchen die vorgetrampelten Elefantenpfade korrekt abzuschreiten. Doch je heißer es wird, desto übermutiger verhalten sich die tierischen Besucher dieses Tümpels. Mittlerweile haben sich einige Touristenautos am Aussichtsparkplatz versammelt, und die Elefanten stürmen regelrecht zwischen den Autos durch, als wäres es nur Büsche die im Weg stehen. Manch einer zieht erschrocken sein Teleobjektiv schnell zurück hinter die Fensterscheibe. Die jüngeren Elefanten beginnen immer übermutiger zu werden und gehen nach und nach in den Tümpel hinein. Sie tauchen mit dem Rüssel nach oben durch diesen kleinen See, einige bespritzen sich mit Schlamm und Wasser, und die Jungbullen erproben im Wasser ihre Kräfte mit Wasser-Raufereien. Am Rande stehen ein paar der Älteren, die lieber der Wellness frönen. Sie bespritzen sich selber mit schwarzen Schlamm um anschließend den roten Sand auf den Körper zu blasen. Ein gutes MIttel gegen lästige Insekten. Mittlerweile hab ich begonnen dieses lustige Treiben einmal statistisch zu erfassen. Ich hab bei 90 Elefanten aufgehört zu zählen. Es kommen nämlich immer noch neue dazu.
Als meine Blase mich schließlich fast dazu treibt nach drei Stunden und einer Flasche Mineralwasser aus dem Auto zu steigen um einen Busch zwischen Elefantenbullen, Schakalen und zwei Schlangen aufzusuchen, dachten wir es wäre vielleicht besser wieder zurück ins Camp zu fahren...
(Bild: Michaela Ferschmann)
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