Samstag, 18. August 2018
"Mädels" on Tour: Unsere Watzmann-Überschreitung
Lange haben Ulrika und ich schon davon geträumt, einmal die Watzmann-Überquerung anzugehen. Heuer waren wir beide mental und körperlich extrem gut drauf, sodass wir die Gelegenheit gepackt haben.
Bedenken hatten wir nur wegen der vielen ausgesetzteren Kletterstellen (II) ohne Seilsicherungen über dem Abgrund, wo ich aber Ulrika als Alpin-Kletterin gut helfen/assistieren konnte. Und wegen meines Herzfehlers. Aber ich habe heuer viel trainiert und konnte den Puls bei kurzen Pausen immer wieder schnell herrunterholen. Ulrikas altbewährtes Snickers gab mir dazu auch wie immer die Energie ("iss ein Snickers, du bist nicht du selbst wenn du hungrig bist", haha).
Watzmannhaus: Die ganze Welt will rauf
Am Donnerstag sind wir zum Watzmannhaus aufgestiegen, natürlich waren alle Betten von Urlaubern ausreserviert. Wir bekamen aber dann doch noch zwei Lagerplätze.
Die meisten reservieren ja einfach mehrere Tage hindurch alles aus, nur um dann an einem der Tage zu kommen. Oft stornieren sie nicht einmal. Das ist leider so eingerissen bei den Schutzhütten. Vor allem geht der Großteil dann am nächsten Tag nur zum ersten Gipfel oder überhaupt gleich wieder ins Tal. Hauptsache, auf der berühmten Watzmannhütte gewesen und Überquerungs-Bergsteigern die Betten weggenommen, so der Tenor der Watzmannüberquerungs-Apiranten großteils.
Die Hütte kann derzeit nur 170 der 230 Lagerplätze vergeben, da man schon mit der Renovierung teilweise begonnen hat. Zu unserem Lager 7 mussten wir auch durch eine kleine Baustelle gehen. Weil gerade Wassermangel war, gab es nicht einmal im Waschraum fließendes Wasser. Es tröpfelte nur, gerade genug um damit Zähne zu putzen, die Zahnbürste wieder auszuwaschen kam uns schon vor wie Wasserraub. Um 4 Euro wurde Sodawasser abgegeben für Trinkblasen und Trinkflaschen. Das war dann ganz "lustig", als meine Trinkblase den ganzen Tag lang drohte zu platzen, weil sich die Kohlensäure ausdehnte ...
Massenansturm nur bis zum Hocheck
Am Freitag verließen wir dann um 6:50 Uhr die Hütte zur großen Überquerung. Am ersten der drei Watzmanngipfel, am Hocheck, drängten noch die Massen hinauf. Hier drehten dann aber gut 95 Prozent der Leute wieder um. Danach geht es ja nur noch mit Klettern über Grate, größtenteils ohne Stahlseilsicherung, mit seeeehr tiefen Ausblicken und Felsabstürzen links und rechts weiter. Eine Stunde später erreichten wir den Mittelgipfel. Da drehten dann auch noch sehr viele um, die lieber wieder über die Hütte zurück gingen.
Wir aber entschlossen uns ab da dann felsenfest, es durchzuziehen. Beide waren wir sicher, es nun mental (körperlich sowieso) zu packen. Da waren wir uns anfangs ja gar nicht so sicher.
Irrglaube: Klettersteig
Einige Urlauber, die behaupteten, im Internet gelesen zu haben, dass man da mit Klettersteigset ganz fein durchkommt, waren dann doch etwas überrascht, dass es fast gar keine Seilsicherungen mehr gab, nur noch an den absolut schwierigen Stellen, wo man sonst mit einem richtigen Seil hätte klettern müssen. Wir wussten das ja und waren sowieso ohne KS-Set, nur mit Helm und Handschuhen ausgerüstet losgezogen.
Zum Südgipfel nur ohne Höhenangst
Freies Klettern und hundertprozentige Höhensicherheit waren angesagt. In ganz "gruseligen" Fällen konnte man aber ganz fein auch einmal schnell mit dem "Popo" über den Grat rutschen. Ein Bein links und eins rechts über dem Abhang. ;-)
Als wir dann nach 5 Stunden den Südgipfel erreicht haben, waren wir überglücklich!!! Zwei Trailrunnerinnen waren noch dort, ein paar Ostwand-Kletterer und wir. Es war so ein Erlebnis und Endorphin-Schub, es geschafft zu haben.
*Zefix* - so a besch*** Abstieg
Der Abstieg ins Tal war ja schon berühmt-berüchtigt, und wir fanden, die Beschreibungen dafür waren noch untertrieben.
Steiler Sand (drei Mal landete ich auf dem Allerwertesten), grober Schotter (schön zum Rutschen, Schuhsolen leiden brutalst), viele Kletterpassagen mit und ohne Seil und unten dicke Ketten wechselten sich ab. Sechs Stunden haben wir hinunter gebraucht bis ins Wimbachgries. Die Knie forderten einfach dann doch ein paar Pausen, schließlich waren viele Stellen auch immer wieder sehr ausgessetzt, und da galt es, stabil gehen zu können.
Im Tal dann hatschten wir noch 2,5 Stunden (mit Einkehr in der Wimbachalm) hinaus bis zum Parkplatz Wimbachbrücke, - und von da noch 40 Minuten zum Parkplatz Hammerstiel, weil wir zwei Vollkoffer bei der Parkplatzplanung geschusselt haben.
Aber alles in allem - GEIL WAR'S !!!!!
Und ich bin so glücklich und dankbar, dass es mir trotz Herzfehler gesundheitlich und fitnessmäßig so gut geht, das ist mit Sicherheit nicht selbstverständlich. Und danke nochmals dir, liebe Ulrika, für das gemeinsame Abenteuer.
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