Samstag, 9. Juli 2022

Dolomiten-Klettersteige, zweiter Anlauf



Voriges Jahr wollten wir zu Fünft rauf zu den Drei Zinnen, um die historischen Klettersteige zu machen. Doch einen Tag vor der Abreise schrieb uns die gebuchte Auronzo-Hütte, dass sie wegen eines Corona-Falles zusperren mussten. Alle Hütten waren ausgebucht, also fuhren wir alternativ zur Karlsbader Hütte nach Osttirol und meisterten dort mehrere wunderschöne Klettersteige in den Osttiroler Dolomiten.

Heuer hat es geklappt, wir waren aber nur noch zu Dritt: Leopoldine, Markus und ich. 

Wir parkten unser Auto unterhalb der Mautstation kostenlos und fuhren dann mit dem Dolomitenbus um 4 Euro hinauf zum Auronzo-Parkplatz. Von dort ging es zu Fuß 20 min zur gebuchten Rifugio Lavaredo. Wir hatten drei Plätze in einem Siebenbett-Zimmer bekommen. Das war das kleinste Zimmer. Und es hatte einen saftigen Preis: 60 Euro pro Nacht, dazu 12 Euro Halbpension. 

Das Frühstück war karg, das Abendessen war ... ohne Worte ... hab in Hütten schon besser gegessen. ;-)

Auf dem Drei-Zinnen-Rundweg war von Früh bis Spät Massenandrang, eine Ameisenstraße an fußmaroden Tagesrouristen mit schlechtem Schuhwerk und vielen Schoßhunden am Arm. Abseits davon in Richtung der berühmten Klettersteige, die zu den und durch die Stellungen des Ersten Weltkrieges führten, war viel weniger los. 

Zu den Einstiegen zu finden war auch ein Abenteuer für sich, Beschilderungen waren Mangelware. Dank GPS-Daten auf der Pulsuhr von Markus fanden wir sie aber alle mehr oder weniger gut, abgesehen von ein paar Irrwegen. 

Am Doblinger Knoten und am Leiternsteig begegneten wir nur drei weiteren Kletterern, hinauf auf den Paternkofel wiederum musste man immer wieder warten. Um voranzukommen, oder um Abkletterer vorbeizulassen, die nicht den Rundweg gehen wollten von oben weg. 

Vor allem waren sehr viele Polen unterwegs. Generell Touristen aus der ganzen Welt. In unserer Hütte nächtigten Kanadier, eine Familie aus Signapur, ein Vietnamese, Südafrikaner und und und.

Am vorletzten Tag wollten wir noch zum noch gesperrten Alpinisteig. Leider stürzte ich aber am Weg dorthin, ich konnte mein geprelltes und blutendes linkes Knie dann nicht mehr belasten, geschweige denn abbiegen. Später haben wir erfahren, dass der Steig erst Tage später eröffnet wurde, nachdem Eis freigehackt wurde und fehlende Seile wieder befestigt wurden. Also nix versäumt. ;-)

Unsere im Hinterkopf angedachte Klettertour auf die Kleine Zinne mit einem einheimischen Bergführer verschoben wir auf ein anderes Mal. Die Dolomiten stehen schon so lange, die laufen uns nicht davon.














































Fotos: Leopoldine Veugen, Markus Eisenmann, Michi Ferschmann

Freitag, 1. Mai 2020

„Peru Stories“, Mädels on Tour - Teil 10 Exkurs: Vier Stunden in der Peruanischen Polizeiinspektion


Vier Wochen Peru! Ein langersehnter Reisetraum von Kathi und mir. Anlässlich unserer „Runden“ haben wir das im Oktober 2019 in Angriff genommen.

Wie schon in Teil 9 meiner „Peru Stories“ erwähnt wurde ich am hellichten Tag in Lima überfallen. Wir haben dann mit der Peruanischen Polizei so schräge Dinge erlebt, dass ich das auch festhalten muss.
Wie gesagt, verließen wir am frühen Nachmittag die sichere Innenstadt von Lima und überquerten den Rio Rimac hinüber in das ärmere Viertel Rimac. Hoch oben über den Slums im Hintergrund blickt eine Christusstatue herab und vermittelt den Eindruck, dass es hier friedlich ist. Hier wollten wir das Stierkampfmuseum besichtigen, das ausgesprochen interessant sein soll. Wir verliefen uns in einer Seitenstraße, das Museum war nicht zu finden. Und dann geschah es.
Gegen 14 Uhr rammte mich ein junger Kerl auf offener Straße, wo Autos fuhren und viele Passanten anwesend war, um und riss mit roher Gewalt an meiner Kamera. Ich wollte nicht gleich los lassen, weil ich noch dachte, ich entreiße sie ihm wieder. Aber er war stärker. Ich musste loslassen, zu sehr schmerzte auch mein Arm. Kathi lief ihm noch ein paar Meter hinterher, aber er war schneller.
Drei Frauen und ein paar Kinder kamen uns sofort zur Hilfe. Ich saß heulend auf der Straße. Dieses Gefühl der Erniedrigung. Dazu hatte ich starke Schmerzen im linken Arm, und die Gewissheit, alle meine Traumreise-Fotos für immer verloren zu haben, ließ mich zudem verzweifeln.
Kathi hatte zwar auch viel gefilmt und ein bisschen fotografiert, aber wir ergänzten uns in unseren Aufnahmen. Kathi konzentrierte sich auf Naturaufnahmen, ich hielt vor allem Menschen fest. Ich erinnere mich gut an viele ganz tolle Aufnahmen auf meiner Kamera, die ich nun nur noch im Kopf hatte. Zudem war ich alleine auf dem Huayna Picchu gegangen, wovon nur ich viele Film- und Fotoaufnahmen gemacht hatte. Alles weg.
Eine der drei Frauen rief die Polizei. Eine andere brachte mir ein Glas Wasser. Sie waren wahnsinnig lieb zu mir, sie entschuldigten sich sogar für diesen Peruaner. Ich solle nicht denken, dass alle so sind. Total lieb. Wir lagen uns in den Armen.
Nach langem Warten kam endlich ein Auto der Polizeiinspektion Rimac. Sie sprachen allesamt kein Wort Englisch. Kathi und ich wurden zu ihrer Dienststelle mitgenommen. Wir saßen wie Verbrecher hinten hinter Gittern. Auch vor Ort wurden wir von den vier männlichen Polizisten nicht besonders freundlich behandelt. Vier Beamte teilten sich zwei Schreibtische mit zwei Computern. Stundenlang wurde ich dann auf Spanisch immer wieder dasselbe befragt, immer wieder tippten sie von meinem Reisepass den Namen ab, immer wieder vertippten sie sich dabei.
Dann wurden wir plötzlich mit dem Auto wieder mitgenommen, dann kam irgend etwas über Funk, und wir fuhren wieder zurück zur selben Dienststelle. Da begann die Befragung erneut. Ausdrucken konnten sie uns das Protokoll aber nicht. Warum, sagten sie nicht. Ich brauchte das aber für meine Versicherung zu Hause.
Gegen 16 Uhr baten sie uns erneut ins Polizeiauto, wir fuhren nun in die zentrumsnahe Dienststelle der Touristenpolizei. Und wieder sprach dort kein Mensch Englisch. Aber dort arbeiteten nur weibliche Polizisten. Die waren auch gleich viel freundlicher. An der Wand hing ein riesengroßer Fernseher, wo gerade eine Telenovela auf hoher Lautstärke lief. Drei der vier Polizistinnen hatten scheints gar nichts zu tun. Die surften ständig am Handy. Die Vierte nahm erneut das gesamte Protokoll des Überfalls auf. Nun suchten sie sogar auf Google Street View mit uns gemeinsam welche Straße das wohl war. Die Polizisten die uns nach dem Überfall abgeholt hatten, hatten scheints nicht weitergegeben welche Straße das war!
Dann hieß es, es könnte sein, dass dort Straßenkameras sind. Es dauerte wieder ewig lange, ohne dass wir erfuhren was nun passierte. Dann mussten wir mit ihnen gemeinsam in eines der vergitterten Polizeiautos steigen. Wir fuhren erneut zum Überfallort. Wir durften nicht aussteigen. Ein Polizist und zwei Polizistinnen waren bei uns im Auto. Sie stiegen aus und suchten die Straße ab nach Kameras. Dann sprachen sie noch mit Passanten. Dann kamen sie zurück. Scheinbar gab es doch keine Kameras, und die Passanten wussten von nichts. Auch Kathi und ich hatten den Typ einfach nicht beschreiben können. Jung, schwarze Haare, schlank. … Toll, so sieht fast jeder Mann hier aus.
Auf der Touristenpolizei-Dienststelle zurück machte die nette Polizistin von vorhin endlich mein Polizei-Protokoll fertig. Kathi und ich mussten es korrekturlesen, ob alles passte. Na toll, mit meinen schlechten Spanisch-Kenntnissen. Gut dass Kathi die Sprache eine Spur besser beherrschte. Nach drei Ausdrucken aus dem mit Klebeband reparierten Uralt-Drucker, die ich mit Fingerabdruck „unterschreiben“ musste, bekam ich endlich eine Abschrift meiner Anzeige. Nach vier Stunden hatte ich endlich das, was ich für die Versicherung zu Hause benötigte.
Aufgrund dieser Behörden-Erfahrung wollte ich keineswegs noch in Lima ins Krankenhaus mit meiner Schulter. Wir flogen ohnedies am kommenden Tag nach Hause. Schmerzmittel schlucken und fertig. Und Kathi als Helferlein.

Meine linke Schulter musste dann zu Hause operiert werden (nach zehn Wochen Wartezeit auf den OP-Termin...), drei Sehnen der Rotationsmanschette waren gerissen. Insgesamt war ich wegen dieser Verletzung dann vier Monate im Krankenstand.
Trotz allem bereue ich nichts. Die vier Wochen Peru waren ein Traum! Davon zehrt man sein Leben lang.




Fotos und Filmclips: Kathi Stahl und Michi Ferschmann

„Peru Stories“, Mädels on Tour - Teil 9 Lima: Historische Innenstadt, Menschenmassen und ein Überfall


Vier Wochen Peru! Ein langersehnter Reisetraum von Kathi und mir. Anlässlich unserer „Runden“ haben wir das im Oktober 2019 in Angriff genommen.

Achter Standort: Kleines Hotel im Künstlerviertel Barranco.
Die Acht Millionen Einwohner-Stadt (so viele Einwohner hat ganz Österreich) „glänzt“ mit hässlichen Superlativen: Ständiger Lärm (Autohupen, Musik, Menschen), Unmengen an Menschenmassen und ein Dauer-Verkehrstau in allen Hauptverbindungen.
Von unserem kleinen Hotel im Künstlerviertel Barranco konnte man ins historische Zentrum entweder mit dem Taxi oder dem „Metro-Bus“ eine Stunde lang fahren. Da dieser Bus zu allen Zeiten extremst überfüllt ist, man oft Busse auslassen musste um überhaupt reinzukommen, machten wir diese Fahrten nicht oft. Das Taxi um zehn Dollar war jeden Cent wert.
Das historische Zentrum ist voller Touristen, Touristenpolizei, Polizei, Demonstranten, und vor allem vielen armen Menschen. Abgesehen von den imposanten Gebäuden und Plätzen konnten wir hier nicht viel besichtigen. Witzig waren die Geier vor der Kathedrale, die hier herum schwirrten wie bei uns die Tauben. Das tolle Nationalmuseum war geschlossen.
Uns gefiel Barranco viel besser, wo wir wohnten. Hier konnte man abends essen gehen ohne Angst zu haben, überfallen zu werden, es gilt als sicheres Terrain. Hier leben auch nur besser verdienende Peruaner. Als altes Künstlerviertel hat es auch ein schönes Straßenbild.
Um doch noch ein Museum anschauen zu können, verließen wir am frühen Nachmittag die sichere Innenstadt und überquerten den Rio Rimac hinüber in das ärmere Viertel Rimac. Hoch oben über den Slums im Hintergrund blickt eine Christusstatue herab und vermittelt den Eindruck, dass es hier friedlich ist. Hier wollten wir das Stierkampfmuseum besichtigen, das ausgesprochen interessant sein soll. Wir verliefen uns in einer Seitenstraße, das Museum war nicht zu finden. Und dann geschah es. Gegen 14 Uhr rammte mich ein junger Kerl auf offener Straße, wo Autos fuhren und viele Passanten anwesend war, um und riss mit roher Gewalt an meiner Kamera. Ich wollte nicht gleich los lassen, weil ich noch dachte, ich entreiße sie ihm wieder. Aber er war stärker. Fast 1.000 Fotos unserer Peru-Reise waren weg. Und meine linke Schulter schwer verletzt. Detailiert und über die Arbeit der peruanischen Polizei schreibe ich noch gesondert in meinen „Peru Stories“.

Wir hatten Lima am Schluss unserer vierwöchigen Reise durch dieses wunderbare Land besucht. Wir waren in der Wüste, am Meer, im Dschungel, sahen eindrucksvoll Inka-Bauten und lernten tolle Menschen aus dem Land kennen. Mit ein bisschen Spanisch kamen wir gut über die Runden, wenige Peruaner sprechen auch Englisch. Alle waren gastfreundlich, und wir fühlten uns immer rundum sicher.
Bis auf Lima. Das war wie ein Kulturschock für uns. Um die Hauptstadt zu besuchen muss man unserer Erkenntnis nach wirklich nicht viel Zeit einplanen. Eine sichere geführte Tour in der Innenstadt und ein netter Abend in Barranco, und dann adios.
Es zahlt sich wirklich nicht aus, und es ist auch extrem deprimierend, wenn man diese extremen sozialen Unterschiede hier ständig vor Augen hat: Ganz ganz extreme Armut (Slums, Bettler, Tagelöhner, Diebe) trifft in diesem Acht-Millionen-Moloch auf wenige Reiche (Bänker, Politiker, ...).
Und die Politiker sind korrupt, es ist kein Geld da für nichts (Straßen-, Gebäudesanierungen), der Mittelstand verdient einen Hungerlohn, und Steuern zahlen hier die wenigsten. Außer in den Supermärkten werden nirgendwo Preise angeschrieben, an der Kasse erfährt man was man zahlen muss, Quittung gibt es dafür keine.







Fotos und Filmclips: Kathi Stahl und Michi Ferschmann