Mittwoch, 2. Mai 2007

Wunderwuzzi gesucht

Laufend beobachtet in diversen Karriereteilen großer Tageszeitungen: Strategic Marketing Manager, Key Role Sales Manager, Leading Business Wunderwuzzi, International....
Das schreckt erst einmal einen Großteil ab sich überhaupt nur im Geringsten zuzutrauen nur irgendwie dafür in Betracht gezogen werden zu können. Die suchen hier eindeutig einen Leader, einen Überdrüber-Wunder-Manager.
Seltsam dass es immer mehr dieser Stellenausschreibungen gibt. Entweder benötigt die Wirtschaft immer mehr Super-Überdrüber-Mitarbeiter oder die HR-Manager und Personal Berater werden immer kreativer in ihren Ausschreibungen. Ich muss sagen, ich neig eher zu letzterer Annahme. Liest mannämlich zwischen den Zeilen, kann so einiges klargestellt werden:
Da wäre zum Beispiel das so gern geforderte "Entrepreneurship". sagt man eigentlich DAS oder DIE Entrepreneurship? Bei den vielen hier im deutschen gebrauchten englischen Fremdwörtern kann Verwirrung auftreten. Was will uns der mögliche Arbeitgeber mit diesem Begriff mitteilen? Ganz klar: Du musst unternehmerisches Denken haben wenn du diese leitende Position haben möchtest. Nooo naaaaa neeeed! Ich glaub kaum dass sich ein Bewerber, der nichts selber entscheiden kann und keine Ideen hat, sich als Abteilungsleiter eignen würde. Sinnlos ein (eine?) Entrepreneurship als Eigenschaft aufzulisten.
Noch so ein Un-Wort ist die "Hands-on Mentality", meist gepaart mit "Teamfähigkeit". Komisch dass man "Fähigkeit" noch nicht angliziert hat. Imgrunde bedeuten diese beiden Eigenschaften, die vor allem in Klein- und Mittelbetrieben gefordert sind, dass man nicht Chef spielen darf den ganzen Tag, sondern auch mit anpacken soll. Wer also nicht einmal fähig ist eine Kaffeemaschine zu bedienen, das Faxgerät zu bedienen und ähnliche Aktivitäten selber auszuführen, benötigt SIE: Den blutjungen, hochbeinigen, blonden unverheirateten Chief Managing Assistant (zu deutsch: das Vorzimmer-Haserl). Obwohl - eine "Hands-on Mentality" dürft so ein Chef wohl auch haben...
Was die meisten Stellensuchenden schlussendlich von den Wunderwuzzi-Auschreibungen abschreckt, sind Vorgaben für den Lebenslauf die kein Mensch unter normalen Bedingungen erfüllen kann: Studienabschluss mit Auszeichnung in Mindestzeit, besser noch darunter, mehrere berufliche Erfahrungen, Höchstalter 25 Jahre. Häh...?? Ich weiß nicht wie diese Recruiter rechnen. Die suchen scheinbar ein Wunderkind, das mit 20 schon den zweiten Doktor in der Tasche hatte. Aja, und beim Bundesheer war er auch schon. Da hatte er sich sogar für ein freiwilliges Jahr verpflichtet. Ehrenmedaille für den Einsatz im Kosovo. Wo ich hier dauernd von "er" schreibe - so brauch ich wohl gar nicht erwähnen dass er männlich ist, sein soll. Gut, das allein schreit schon nach einem eigenen blog. Doch davon später.

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