Donnerstag, 3. Mai 2007

Fernsehen bis der Arzt kommt

In einer Ausnahmesituation, sprich nach einem Schiunfall, hatte ich die unglaublich "tolle" Gelegenheit Fernsehen zu können bis zum Abwinken. Oder bis der Arzt kommt. Was soll man auch viel anderes tun, mit hochgelagertem Bein auf dem Sofa liegend. Klar, lesen, telefonieren oder essen geht da nebenbei. Aber man will sich ja nicht so einsam, allein und so aaarm (Selbstbedauerung benötigt auch Ablenkung) fühlen. Also schaltet man nach Verlassen des Liebsten gegen acht Uhr Früh die Glotze an. Und die läuft dann bis er wieder vom Büro kommt. Ein Lob ans Kabelfernsehen: 40 Kanäle die alle Wünsche zu erfüllen scheinen.
Tubakonzert der Bezirksjugend am Regionalsender.
Eine aufgeregte Hausfrau schildert übers Studiotelefon des Shopping-Senders wie zufrieden sie mit der Antifaltencreme der Uschi Glas ist.
Eine Blondine mit einem Blick als könnte sie nicht eins uns eins zusammenzählen, bekleidet nur mit einem knappen schrillbuntem Bikini, ruft hysterisch die Hotline des Senders in die Kamera. Fünf Automarken, die mit "A" beginnen sollen erraten werden. Kein Schwein ruft an. Das Blondchen springt hin und her, immer wieder beschwört sie die Zuseher doch anzurufen, es gäbe doch so sagenhaft viel Geld zu gewinnen.
Im deutschen Sportfernsehen lümmelt eine andere Halbnackte mit langen roten Nägeln lasziv über einem eleganten Sportflitzer und behauptet ihn gerade Probe gefahren zu sein. Mit rauchiger Stimme schildert sie ihre Erkenntnisse daraus. Genauso stellen wir uns Autofachjournalisten vor..."Männer-TV" heißt die Sendung, alles klar!
Am Kinderkanal werden die Schlümpfe zum hundertsten Mal aufgewärmt. Süß, da bleibt man dann immer ein bissl nostalgisch ein paar Minuten hängen.
Auf M-TV werden wieder irgendwelche Leute verkuppelt. Ein Beachboy datet drei Mütter und schließt von ihnen auf deren Töchter.
Aber zum richtigen Langzeit-Fernsehen, bzw. "Extreme TV Watching", eignen sich meiner Krankenstands-Erfahrung nach am besten die Gerichtsserien und Talk Shows am Nachmittag. Da kannst du noch was lernen, da wird dir nicht fad! Nach drei Monaten bin ich schon sowas wie ein kleiner Rechtsexperte geworden.
Irgendwann aber werden einem auch die 40 Sender langweilig. Es ist doch irgendwie immer dasselbe. Auch die lang angekündigte ORF-Programmreform hat nicht wirklich was in punkto Abwechslung gebracht.
Gut dass ich mittlerweile schon an einer Krücke das Haus verlassen kann um ein bisschen spazieren zu gehen. Luft, Sonne, herrlich! Für immer möchte ich nicht dazu verdammt sein fernsehen zu müssen rund um die Uhr. Naja, müssen hätt ich das ja nicht, aber es war halt sooo schön zeitvertreibend.

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