Dienstag, 7. August 2007

Handyfonitis

Es gibt meiner Ansicht nach vier Arten von Handyfonierern, also Telefonierern mit Mobiltelefon:
Die erste und mittlerweile kleinste Gruppe ist die der Verweigerer. Also jene, die sich immer noch weigern das mobile Telefon zu benützen, geschweige den sich eines zuzulegen. Es handelt sich hierbei zum Großteil um ältere Mitmenschen um die 75 Jahre und älter. Bis zu diesem Alter scheinen die meisten jedoch mit Mobiltelefon ausgestattet zu sein. Sicher aus dem Grund um für Kinder und Enklerl erreichbar zu sein, wo auch immer im hintersten Winkel des Gartens man sich auch befindet. Wehe die Omi geht nicht ran beim zweiten Anrufversuch (den ersten versäumt sie meist weil sie das Handy erst suchen muss), dann muss ihr was passiert sein! Es handelt sich also in Gruppe Eins um die Handybesitzer, die das Gerät ihren Liebsten zuliebe mit sich tragen.
Gruppe Zwei sind diejenigen die der Meinung sind, die Welt dreht sich auch ohne sie. Sie benützen das Handy meist nur um selber jemand anzurufen. Dass jemand sie erreichen möchte ist ihnen schnurzegal. Sie haben auch meist die Mobilbox gar nicht aktiviert, und so kann man ihnen auch keine Nachricht hinterlassen. Das Zurückrufen eines versäumten Anrufes ist für sie Unsinn. Diese Gruppe setzt sich größtenteils aus den "jungen Alten", also den 50-75-Jährigen zusammen. Sie finden das Handy sogar recht praktisch - aber wie gesagt nur für sich selber.
Die dritte der vier Gruppen ist die größte. Hier handelt es sich um die "Normalbenützer". Es sind dies diejenigen die das Handy auch nicht häufiger benützen als das Festnetz Jahre zuvor. Einzig die Erreichbarkeit ist einfacher, früher hat man ihnen auf den Anrufbeantworter gesprochen, heute auf die Mobilbox. Und wenn sie antworten können, heben sie ab, denn sie tragen es meist bei sich.
Die letzte und für den Großteil der Mitmenschen lästigste Gruppe ist die der Telefonsüchtigen. Zu Zeiten des Festnetzes waren sie noch harmlose Zeitgenossen, die vielleicht das eine oder andere Mal etwas länger an der Strippe gehangen sind. Seit sie nun das mobile Telefon mit sich tragen können, scheint es als würde ihnen das Ding am Ohr angewachsen sein. Nahezu ununterbrochen telefonieren sie. Im Auto, beim Mittagessen mit Freunden, spätabends in der Bar, einfach ständig und überall. Sie verlassen sogar das Kino um einen Anruf entgegenzunehmen. Ausschalten gibt es für diese Gruppe nicht. Man könnte was wichtiges versäumen. Es ist ihnen auch total egal dass sie Freunde, Familienmitglieder oder Arbeitskollegen mitten im Gespräch einfach links liegen lassen um das hereinkommende Gespräch sofort entgegenzunehmen. Und da in voller Länge. Alle rundherum müssen sich nun Liebesgeschichten, Orgasmusprobleme, Krankheitssymptome und mehr stundenlang anhören. Ob es einen interessiert oder nicht. Noch schlimmer ist es diese Menschen selbst anzurufen. Denn um ja nichts zu versäumen versuchen sie stets auf zwei Leitungen gleichzeitig zu telefonieren. Das funktioniert natürlich nicht. Ich habe so eine Freundin die mich mittlerweile wahnsinnig macht mit dieser Verhaltensweise. Man ruft sie an, und sie geht sofort ran. Nach rund zwei Minuten unterbricht sie mich plötzlich mit "wart kurz amal" und dann darf ich mir minutenlang "please hold the line" anhören. Ich hab dabei immer das Gefühl sie hat mich inzwischen vergessen, und nach spätestens fünf Minuten leg ich dann einfach auf. Ebenso wenn sie zwar abhebt, ich aber schon die Leitung Zwei in Anspruch nehme, da sagt sie nur "hi, du wart, ich red noch auf der anderen Leitung" und wieder "hold the line". Mich interessiert das einfach nicht mehr. Ich fordere für diese hier aufgezählte letzte Gruppe so etwas wie eine Telefon-Etikette: Wenn du mit anderen Menschen gerade (live) sprichst - heb das Telefon nur in dringenden Fällen ab und fass dich kurz! Alles andere wäre unhöflich. Schalte die zweite Leitung aus. Wenn einer anrufst während du schon mit jemand anderem telefonierst - lass ihn auf die Mailbox sprechen. Der erste Anrufer hat Vorrang!
Anmerkung: Diese Theorie der Handybenützer-Gruppeneinteilung erfolgte rein aus meinen Beobachtungen heraus, wissenschaftlich belegt und empirisch erforscht hab ich hier nichts. Das wäre vielleicht noch ein Projekt für mich das man dann auch in Buchform veröffentlichen könnte.
Hier noch was Interessantes zum Thema: Zur Handy-Sucht

1 Kommentar:

Sylvia hat gesagt…

Wie wahr, wie wahr! Ich hatte auch eine "Freundin" die zu letzteren Gruppe gehört. Eine wirklich nette Person. Aber wenn wir z.B. beim würfeln zusammensassen, und die meiste Zeit geht drauf, weil sie von Freundinnen, die sie eh am nächsten Tag sieht, anrufen, und sie das ganze Gesprächsthema schon durchkauen, während ich warte... da wurde es mir zu bunt, bin auf gestanden und gegangen. Jeder Mensch möchte Wertschätzung. Wenn ich bei ihr eingeladen bin und andere am Handy mit unwichtigen Themen (konnte es ja mithören), wichtiger sind... dann weiß ich Bescheid.
Wir sind nicht zerstritten, aber ich distanziere mich. Und ehrlich, nachdem sie im Nebenhaus wohnt, seh ich sie öfters. Ob beim Wäsche aufhängen, einkaufen gehen, oder zufällig in der Stadt sehen: des Handy klebt anscheinend bei ihr am Ohr...

Anfangs war ich Verweigerer von Handy, mittlerweile weiß ich es sehr zu schätzen, habe es auch nicht (ausser der Rahmen erfordert es wie z.B Kino, Hochzeit, Beerdigung, Krankenhaus) ausgeschaltet.
Und wenn ich daheim bin, quatsch ich auch gern schon mal länger. Aber unterwegs, wenn andere zuhören, da reicht es, das nötigste auszutauschen. Sollte der Gesprächspartner nicht grad mit der Hand, mit dem er nicht telefoniert, sich am Brückengeländer (von aussen)festhalten, weil er so verzweifelt ist, kann man diverse Dinge auch später besprechen.

Dieser Beitrag von dir, Michi, könnte fast von mir sein ( nicht so gut recherchiert, aber von den Beobachtungen her).

Lg
Sylvia